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Régis Debray (Paris)

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Terrorismus. Eine mediologische Annäherung

Vortrag in französischer Sprache mit deutscher Übersetzung

Ausgehend von der Erkenntnis, dass die wirksame Inszenierung in der Öffentlichkeit eine historische Konstante terroristischer Akte darstellt, entwirft Régis Debray in seinem Vortrag eine Geschichte des Terrorismus aus mediologischer Perspektive, die vom gescheiterten Attentat auf Napoleon im Jahre 1800 bis zum aktuellen islamistischen Terror und seinem vorläufigen Höhepunkt am 11. September 2001 reicht. Parallel zur Entwicklung vor allem der Bildmedien, die Debray in die Zeitalter der Graphosphäre, der Videosphäre und der Hypersphäre unterteilt, lässt sich auch in der Geschichte des Terrorismus beobachten, wie der Inhalt zugunsten der Form und die politische Absicht des Terroraktes zu Gunsten seiner medialen Inszenierung in den Hintergrund tritt.

29.06.2010

 

Régis Debray, Jahrgang 1940, zählt zu den bekanntesten französischen Intellektuellen der Gegenwart. Nach politischen Tätigkeiten in Lateinamerika und Frankreich, etwa als Berater der Präsidenten Salvador Allende und François Mitterand, erschließt er seit den 1980er Jahren das Forschungsfeld der Mediologie. Unter diesem von ihm geprägten Begriff untersucht er die Auswirkungen materieller Techniken der Transmission und des Transports auf ‘höhere’ kulturelle Phänomene wie Politik, Religion oder Kunst. Besondere Beachtung fanden seine Bücher Le pouvoir intellectuel en France (1979), Cours de médiologie générale (1991) und Vie et mort de l’image (1992), das unter dem Titel Jenseits der Bilder ins Deutsche übersetzt wurde, ebenso wie seine Einführung in die Mediologie (2000). Die von ihm herausgegebenen Zeitschriften Cahiers de médiologie (1996–2004) und Médium (seit 2004), wo unter anderem die kulturellen Effekte der Beleuchtung, des Papiers, der Straße oder des Fahrrads in origineller Weise erkundet wurden, sind von der internationalen Medienwissenschaft noch zu entdecken.