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Burcu Dogramaci (LMU München)

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Eine neue Kartierung: Kunstgeschichte im Horizont von Migration und Flucht

Grenzüberschreitende Migrationsbewegungen lassen sich nur schwerlich mit kanonischen Ordnungen, Periodisierungen und einer logischen Chronologie vereinbaren, da sie das Fremde im Verhältnis zum vermeintlich Autochthonen verkörpern. Migration ist eine Heimsuchung als Geist der Unordnung und wird als Bedrohung von Geschlossenheit und Regelmäßigkeit wahrgenommen. Dabei kann die Unordnung grenzüberschreitender Mobilität auch als produktive Störung einer historiografischen Ordnung verstanden werden. Dieser Vortrag diskutiert, wie die kanonische Historiographie der Kunst der Moderne in Frage gestellt und dabei Migration als inhärenter Bestandteil einer Kunstgeschichte in Bewegung verstanden werden kann. Denn Kunstgeschichte ist nicht nur eine Fortschreibung der Historie künstlerischer Produktion und Theorie in eine unendliche Zukunft, sondern eine kontinuierliche Verortung der Gegenwart innerhalb der Vergangenheit. Wie also lässt sich die Historie der Kunst als Migrations- und Verflechtungsgeschichte lesen? Anhand des Kartierens (Mapping) soll eine mögliche Verfahrensweise diskutiert werden, um Künstler*innen, Objekte und Ideen jenseits nationaler Container zu erfassen und auf einer Landkarte der Kunstgeschichte neu in Beziehung zu setzen.

10.07.2018